Religion
Im Lukas-Evangelium erzählt Jesus Christus von zwei sehr verschiedenen Menschen, die zur gleichen Zeit im Tempel beteten 1.Mose 3,20. Der eine war ein äußerlich sehr frommer Mann, ein Pharisäer; der andere ein verachteter Zöllner, ein Kollaborateur der damaligen römischen Besatzungsmacht. Der Pharisäer stand da und betete in seinem Herzen.
Der religiöse Mensch betet allgemein gern. Sei es in der Natur, wo er Gott sehr nahe zu sein glaubt, in einer Kirche oder vielleicht abends vor dem Einschlafen. Unter Umständen erlebt er sogar, wie seine Gebete erhört werden. Das muss kein Zufall sein, denn der souveräne, allmächtige Gott erhört auch immer wieder Gebete von Menschen, die noch gar keine Christen sind.
Aber nun frage ich dich: Ist denn ein Mensch Christ, weil er eine oder mehrere Gebetserhörungen erlebt hat? Ist er dann mit Gott versöhnt? Ist er dann von seinen Sünden errettet? In keiner Weise! Wenn ein Gebetswunsch in Erfüllung geht, dann ist das eine prima Sache - aber es bedeutet nicht, dass der Beter dadurch Christ geworden ist. Christ wird man nur durch Christus; d.h. indem jemand Christus bewusst in sein Leben aufnimmt. Alles andere ist unverbindliche Religiosität!
Schau, auch der religiöse Mensch kennt das Gebet. Er kennt sogar viele Gebete. Doch ein Gebet ist ihm unbekannt. Und das lautet so, wie das des Zöllners, der im Tempel ganz hinten stand und betete: "Gott sei mir Sünder gnädig!"
Oder anders ausgedrückt: "Herr Jesus Christus, rette mich von meinen Sünden, von meinem verlorenen Leben, vom ewigen Verderben! Herr, rette mich!" Ein solches Gebet kennt er nicht. Denn der religiöse Mensch ist in seinem tiefsten Wesen ein selbstgerechter Mensch, der letztlich mit seinem vermeintlich anständigen Leben vor Gott gerade stehen will.
Liebe Leserin, lieber Leser, darf ich dich an dieser Stelle persönlich ansprechen: Hast du schon einmal in der Haltung des Zöllners an deine Brust geschlagen? Bist du errettet von deinen Sünden? Oder gehörst du zu den religiösen Menschen? Wenn dem so ist, es muss nicht so bleiben!
Während der religiöse Mensch wohl täglich betet, liest er doch so gut wie nie in der Bibel. Er ist religiös, er betet, er geht zur Kirche oder in andere christliche Veranstaltungen, aber er liest nicht in der Heiligen Schrift. Er bezieht seine Kenntnisse von anderen Menschen oder einfach aus der christlichen Tradition. Und das birgt natürlich eine große Gefahr in sich. Wer nämlich die Bibel nicht kennt, der kann auch nichts an ihr prüfen und muss alles so annehmen - ja schlucken - wie es ihm vorgesetzt wird.
Predigt ein bibeltreuer Verkündiger, dann hört der religiöse Mensch das Evangelium. Ist aber ein Verkündiger am Werk, der die biblische Botschaft verwässert, verdreht oder in irgendeine bestimmte Richtung umdeutet, dann kann der bibelunkundige Hörer nicht prüfen und erst recht nicht unterscheiden.
Darum kann es vorkommen, dass ein religiöser Mensch das eigentliche Evangelium gar nicht kennt, aber dafür religiöse, eben von Menschen gemachte Gebote peinlich genau einhält.
Es gibt zum Beispiel liebe Leute, die glauben, wenn man bestimmte Sakramente empfangen habe oder ein anständiges Leben führe, dann sei man Christ. Solchen und ähnlichen verhängnisvollen Irrtümern verfallen religiöse Menschen, weil sie die Heilige Schrift nicht kennen.
Und du? Liest du eigentlich in der Bibel? Nicht, dass darin bereits das ganze Christsein liegen würde; und doch sind Christen in aller Welt Leute, die das Wort Gottes lieb haben. Sie haben automatisch, selbständig und täglich Umgang mit der Bibel - es sei denn, sie können aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr darin lesen oder sie leben in Ländern, wo man ihnen die Heilige Schrift weggenommen hat.
Religion kommt ohne Bibel aus. Menschen des Evangeliums hingegen leben mit und aus der Heiligen Schrift.
Das Gleichnis Jesu macht diese Aussage sehr deutlich. Der Pharisäer zählte vor Gott sein religiöses Tun auf: "Ich bete, ich faste, ich opfere, usw." Jemand hat einmal gesagt: "Religion besteht grundsätzlich aus drei Buchstaben: t u n - tun, tun, tun!"
Darum werden den Menschen in den Religionen steile Treppen gezeigt. Der Mensch muss sich anstrengen. Gebote und Vorschriften sind zu erfüllen, Leistungen sind zu erbringen, Verbote einzuhalten. Das Tun des Menschen ist stark betont. Die Trennung von Gott durch die Sünde soll Schritt um Schritt durch Anstrengen, Mühen und Gutes-Tun überwunden werden.
Das Evangelium hingegen ist die frohe Botschaft: was dem (alttestamentlichen) Gesetz und dem Menschen unmöglich war, das tat Gott! Er hat den Himmel zerrissen, die Trennmauer der Schuld zerschlagen und ist in Jesus Christus zu uns gekommen. Und als der am Kreuz starb, hat er ausgerufen: "Es ist vollbracht!" Das bedeutet: "Es ist vollständig getan!"
Das Evangelium hat fünf Buchstaben: g e t a n! Denn die Botschaft Christi ist das Evangelium von der Gnade.
Darum kann niemand den Himmel verdienen! Der Himmel - die ewige Gemeinschaft mit Gott - ist ein freies Geschenk, das Gott jedem gibt, der seine Bedingungen erfüllt.
Bedingungen? Also doch Leistung? Nein! Gott hat nur zwei Bedingungen: Du musst vom bisherigen Weg umkehren und der Bibel glauben!
Jesus verkündigte: "Kehrt um und glaubt an das Evangelium!"
Das heißt, du musst mit deinen eigenen Augen erkennen, dass du vor Gott ein Sünder bist, der nichts zu bringen hat als einen Berg von Schuld. Und dann darfst du in Gedanken zu dem Kreuz kommen, an dem Jesus starb. Dort will Gott dich begnadigen, von deiner Schuld freisprechen und als sein geliebtes Kind annehmen. Bist du dazu bereit?
Religion lebt immer vom Tun. Das Evangelium jedoch ist die gute Nachricht, dass Jesus - auch für dich - alles getan hat!
Der Volksmund sagt: "Ein ruhiges Gewissen ist ein sanftes Ruhekissen." Das stimmt, doch bei manchen Menschen ist das ruhige Gewissen bloß die Folge eines schlechten Gedächtnisses!
Siehst du, genau an dieser Stelle setzt dann oft die Religion ein. Man fühlt sich bewusst oder unbewusst schuldig gegenüber Gott. Und dann fängt man an "zu praktizieren". Das beruhigt irgendwie.
Ich möchte die folgenden Sätze besonders behutsam formulieren, weil ich dich, liebe Leserin, lieber Leser, nicht verletzen will.
Aber ist es nicht so? Das Kind ist erst wenige Wochen alt, dann wird es getauft. "Es ist jetzt kein Heide mehr, "sagt sich der religiöse Mensch, "es ist jetzt Christ!" Es ist zehn, zwölf, vierzehn Jahre alt, da wird es gefirmt oder konfirmiert. Ein paar Jahre später folgt die christliche Trauung, weitere "Sakramente" - und wenn alles gut geht eines Tages die christliche Beerdigung. Soll einem bei soviel Christlichkeit noch etwas fehlen?
Doch jetzt kommt das große "Aber".
Solche Menschen sind gewiss christlich-religiös. Aber haben sie sich jemals von ganzem Herzen zu Gott bekehrt? Sind sie errettet? Leben sie in einer persönlichen Beziehung zu Gott? Oder haben sie lediglich ein Leben lang ihr Gewissen beruhigt? Religion beruhigt ohne Zweifel das Gewissen. Das rettende Evangelium will Ihr Gewissen nicht beruhigen, sondern entlasten! Die Bibel sagt:
Jesaja 53,5: "Aber er ist um unsrer Missetat willen verwundet und um unsrer Sünde willen zerschlagen. Die Strafe liegt auf ihm, auf daß wir Frieden hätten, und durch seine Wunden sind wir geheilt."
Vertraue dieser Aussage, und dein Gewissen wird Frieden finden!
Religion beruhigt vorübergehend - allein das Evangelium vom stellvertretenden Tod Jesu kann dein Gewissen auf Dauer entlasten!
Religion ist ein ewiges Suchen, ein Fragen, ein Verlangen, ein Händeausstrecken; aber in keiner Religion auf dieser Erde gibt es echte Gewissheit über das ewige Leben. Auch nicht in der so genannten christlichen Religion.
Warum nicht? Weil es auf das Tun des Menschen ankommt, bleibt immer das bange Fragen: Reicht es aus? Hab ich genug getan?
Verstehst du, manchmal bis zum Sterbebett hin: Reicht es aus? Und dann gehen viele religiöse Menschen und Namenschristen in eine für sie ungewisse Ewigkeit hinein.
Aber nicht so bei Christen! Das Evangelium ist nämlich voll strahlender Gewissheit. Paulus sagt zum Beispiel: "Ich bin gewiß, dass mich nichts und niemand von Gottes Liebe scheiden kann."
Oder Johannes - er teilt den Christen der damaligen Zeit mit:
1. Johannesbrief 5,13: "Das habe ich euch geschrieben, damit ihr wißt, daß ihr das ewige Leben habt, die ihr glaubt an den Namen des Sohnes Gottes."
Ach, es ist einfach traurig, in keiner Religion gibt es Gewissheit. Allein das Evangelium ist voll strahlender Gewissheit.
Mein lieber Leser, bist du eigentlich deines Heils gewiss? Wenn nein, warum nicht? Kann es sein, dass dein Leben noch gar nicht wirklich Jesus gehört? Christen können demütig, aber doch voller Überzeugung sagen: "Ich weiß, dass ich einmal zu Gott kommen werde, denn der Herr Jesus Christus hat mich angenommen!"
Jesus stellt am Schluss des Gleichnisses fest:
Lukas 18,14: "Ich sage euch: Dieser ging gerechtfertigt in sein Haus hinab, im Gegensatz zu jenem. Denn jeder, der sich selbst erhöht, wird erniedrigt werden; wer aber sich selbst erniedrigt, der wird erhöht werden."
Der stolze Pharisäer blieb in seinen Sünden. Der fromme Mann hatte nie seine eigene, kümmerliche Gerechtigkeit vor Gott abgelegt. Eine solche Haltung endet unweigerlich im Verderben. Denn die Bibel sagt, dass Gott den Stolzen nur von ferne kennt. Jesus ermahnt solche religiösen Leute mit sehr eindringlichen Worten:
Matthäus 7,21: "Nicht jeder, der zu mir sagt: Herr, Herr! wird in das Reich der Himmel eingehen, sondern wer den Willen meines Vaters im Himmel tut."
Darum glaube bitte dem Sohn Gottes! Religion führt ins ewige Verderben - das Evangelium hingegen ist eine Kraft Gottes, die alle rettet, die darauf vertrauen.
Römer 1,16: "Denn ich schäme mich des Evangeliums nicht; denn es ist eine Kraft Gottes, die selig macht alle, die daran glauben, die Juden zuerst und ebenso die Griechen."
Wahrheit
Über Wahrheit kann man nicht verhandeln, sie ist unteilbar. Als solche ist sie absolut. Wahrheit schließt "Wahrheiten" aus. Wenn die letzteren mit den ersteren nicht übereinstimmen, dann sind sie Lügen oder bestenfalls Irrtümer. Jesus hat im oben genannten Vers für sich beansprucht, die Wahrheit zu sein. Göttliche Wahrheit. Er hat beansprucht, die Wahrheit über Gott, über seine Pläne und über Sinn und Ziel eines Menschen Bescheid zu wissen.
Es ist klar, dass zwei sich widersprechende Behauptungen nicht beide Wahrheit sein können, auch wenn uns das Gotthold Ephraim Lessing mit seinem "Nathan der Weise" weismachen wollte. Auch können sie nicht denselben Ursprung haben. Wer an eine belegte Wahrheit glaubt, wird Unwahrheit nicht tolerieren wollen. Entscheidend wird somit das Motiv und die Art und Weise, wie man sich der Wahrheit öffnet und ihren Gehalt prüft.
Religiöse Toleranz
Religiöse Toleranz bedeutet Mangel an Liebe zur Wahrheit und zum Urheber dieser Wahrheit. Sie bedeutet darüber hinaus, dass man weder Liebe, noch Fürsorge, noch Mitleid gegenüber dem zeigt, der im Dunkel nach dem Weg sucht und in der Irre umkommt. Religiöse Toleranz ist Selbsttäuschung. Sie beinhaltet auch die Angst, möglicherweise den eigenen Glauben durch die ernsthafte Auseinandersetzung mit einer anderen Wahrheit preisgeben zu müssen. Die Angst ist aber unbegründet, denn auch eine "Enttäuschung" ist das Ende einer Täuschung. Wahrheit muss belegt sein. Sie muss überzeugend nachgewiesen werden.
Nicht der religiöse Konsument findet Wahrheit, sondern der aufrichtige Wahrheitssucher.
Aufrichtigkeit genügt noch nicht. Entscheidend ist das Objekt unserer Wahrheitssuche, nämlich Gott und seine Offenbarung.
Der ehrliche Gottessucher muss willig und bereit sein, das, was er als Unwahrheit erkannt hat, um jeden Preis aufzugeben. Das erfordert Mut und Charakterstärke. Es ist leichter, in seinem religiösen "Ghetto" zu bleiben, zu glauben, was alle glauben, zu tun, was alle tun, und zu leben, wie alle leben, selbst wenn man dadurch zum Heuchler wird.